"Freiheit wird nicht erbettelt, sondern erkämpft"
DDR-Undergroundfilme im besetzten Kölner Weißhaus
 
 
 

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Preis-Info

Autor:
Peter Kleinert
Künstler:
Mario Achsnick
Jörg Herold
Cornelia Klauß
Jana Milev
Thomas Werner
Auftraggeber:
Kanal 4
Produktionsjahr:
1989
Länge:
40 min
 

Das seit einigen Jahren besetzte ehemalige Speditionsgelände in der Kölner Weißhausstraße, von den Besetzern in ein viel besuchtes autonomes Kulturzentrum verwandelt, war nicht nur manchen Anwohnern, sondern natürlich auch Stadtverwaltung und Polizei ein Dorn im Auge.
Grund genug, zusammen mit den UnterstützerInnen einen Film darüber fürs Fernsehen auf dem vor drei Monaten gestarteten unabhängigen Fensterprogramm KANAL 4 auf RTL und Sat 1 vorzuschlagen.

Den bekamen wir allerdings auch nur mit einem Trick ins Programm: Für die KANAL 4 KulturVorOrt-Sendereihe veranstalteten wir im autonomen "Weißhaus" einen Filmabend mit autonom produzierten experimentellen Super-8-Filmen aus der DDR-Underground-Szene. So konnten - dank RTLs weit reichenden Satelliten - avantgardistische Kurzfilme wie "Beiwerk" von Jörg Herold, "Samuel" von Cornelia Klauß, "Raster und Psyche" von Jana Milev, "Vorfilm" und "Kino" von Mario Achsnick und "Unsre schöne neue Heimat" von Thomas Werner, die wir ein paar Monate zuvor in Dresden entdeckt hatten, erstmals nicht nur in der BRD, sondern auch in der DDR im TV angeschaut werden.

Die Folgen für KANAL 4 waren ausgesprochen werbewirksam. RTL meinte nämlich, das unerwünschte unabhängige Fenssterprogramm auf seiner Frequenz durch Kündigung des Sendevertrags ganz schnell wieder loswerden zu können, weil wir die Weißhausbesetzer bei einer Demonstration für die Zusammenlegung politischer Gefangener vor dem Kölner Knast nicht zensiert hatten, als sie in Sprechchören vor der Kamera "Feuer und Flamme für diesen Staat" riefen.

"RTL kündigt Kanal 4 - Film über Kölner Hausbesetzer beanstandet", freute sich denn auch der "Kölner Stadt-Anzeiger", der die Sendung mit der Überschrift "Freches aus der DDR" vier Tage zuvor angekündigt hatte, ohne zu erwähnen, daß die "avantgardistischen Super-8-Filme aus der DDR" zusammen mit dem besetzten Weißhaus im Programm zu sehen sein würden. Von "taz" bis "FAZ" wurde die RTL-Kündigung wegen des von uns nicht kommentierten bzw. zensierten "Aufrufs zu Straftaten" in der bundesdeutschen Presse publiziert und kommentiert. Am Ende mußten die Zeitungen allerdings berichten, daß das Kölner Landgericht sich auf unsere Seite stellte und RTL die Kündigung gegenüber KANAL 4 zurücknehmen mußte, weil sie rechtswidrig war. Das hatten wir mit einer Einstweiligen Verfügung beantragt.

Team:
UnterstützerInnen
des autonomen
Zentrums
Weißhausstraße
und
KAOS Film- und
Video-Team